Die Schädelnachbildung ging dann an Oscar Nilsson, einen forensischen Künstler und Archäologen aus Schweden. Er ist ein Experte auf dem Gebiet der Modellrekonstruktion uralter Gesichter und arbeitet für Museen auf der ganzen Welt. Nilsson begann die forensische Gesichtsrekonstruktion, indem er Muskeln und Hautpartien mit Ton auftrug, deren Stärke durch Geschlecht, Alter, Ethnizität und das geschätzte Gewicht der Person bestimmt wurden.
Fältchen und graue Haare wurden basierend auf seinem geschätzten Alter hinzugefügt. Die Zähne wurden basierend auf dem Erhaltungszustand des Schädels angepasst. Seine Frisur und der Bart wurden so angelegt, wie sie mit plausiblen Utensilien aus der Zeit um 8.000 vor Christus (etwa Muschelschalen) hergerichtet werden konnten.
Nachdem das digitale Ebenbild des Schamanen vollendet war, konnte Nilsson dieselben Stilelemente auf das physische Modell übertragen, um den traditionellen 3D-Rekonstruktionsprozess abzuschließen.
„Der gesamte Prozess im MetaHuman Creator war unglaublich. Normalerweise würde ich die ganze Arbeit selbst von Hand erledigen, was sehr teuer und zeitaufwendig ist“, sagt Nilsson. „Die Arbeit digital durchführen zu können, ist ein ungeheurer Game-Changer.“
Stefanović stimmt dem voll und ganz zu. „Noch nie zuvor hatten wir die Möglichkeit, selbst zu sehen, wie unsere uralten Vorfahren ausgesehen haben, wenn sie Gefühle zum Ausdruck brachten“, sagte sie.
Das interaktive Modell wird nun im serbischen Nationalmuseum in Belgrad ausgestellt und ist Teil der Sammlung der Artefakte aus Lepenski Vir.
Das MetaHuman-Framework erfährt beträchtliches Interesse aus der Spiele- und Film- und Fernsehbranche. Der Schamane aus Lepenski Vir zeigt aber, dass die Technologie auch die Verwirklichung innovativer Projekte in traditionelleren Gebieten wie Archäologie und Forensik unterstützen kann. Das Team hofft, dass die bahnbrechende Rekonstruktionsarbeit die Fantasie weiterer Pioniere in anderen Bereichen beflügeln kann. „Wir sehen bereits Teams, die Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin, im Automobildesign und sogar in der Psychologieforschung erkunden“, sagt Kovač. „Was mit der Technologie als Nächstes gemacht wird, hängt ganz allein von uns Nutzern ab.“